Hegering Altena e.V.

Waidwerk

Bruchzeichen

Bruchzeichen sind belaubte oder benadelte, abgebrochenen Zweige von bestimmten „gerechten“ Bäumen. Gerechte Baumarten sind Tanne, Fichte, Kiefer, Eiche, Erle, Eibe (Eselsbrücke: TaFiKiEiErEi). Es wird zwischen Mitteilungs- und Brauchtumsbrüchen unterschieden. Mitteilungsbrüche dienen der Verständigung zwischen Jägern. Wenn z.B. ein Jäger ein Stück Wild erlegt hat, dieses aber noch einige Meter ins Dickicht geflüchtet ist, wird mit dem Bruchzeichen die Stelle an dem das Wild während des Schusses stand (Anschussbruch) und die Fluchtrichtung (Folgebruch) markiert. Hauptbruch: Ein mindestens armlanger Zweig, welcher mit dem Waidmesser blank befegt wird(Rinde wird abgeschabt), um ihn so auffallender zu machen. Der Hauptbruch bedeutet »Achtung« hier muss der Jäger auf weitere Zeichen achten. Er kann auch auffällig aufgehängt werden. Ein Hauptbruch wird immer mit anderen Brüchen kombiniert. Leitbruch: Ein Zweig von halber Armlänge, welcher zwischen den Nadeln oder Blättern von der Rinde befreit ist. Dieser zeigt mit der gewachsenen Spitze in eine bestimmte Richtung. Leitbrüche werden so ausgelegt oder aufgehängt, dass man von einem zum anderen sehen kann. Anschussbruch: Ein senkrecht in den Boden gesteckter, unbearbeiteter Zweig markiert die Stelle, an der das Wild von der Kugel des Jägers getroffen wurde. Diese Markierung ist wichtig für eine Nachsuche, wenn das Wild nicht am „Anschuss“ verendend ist. Folgebruch: Ein neben den Anschussbruch gelegter Leitbruch zeigt die Fluchtrichtung des beschossenen Wildes an (wichtig für die Nachsuche durch einen Hundeführer). Standplatzbruch: Wird dem Jäger ein bestimmter Platz im Jagdgebiet zugewiesen, wird diese Stelle mit einem senkrecht in den Boden gesteckten Zweig gekennzeichnet. Bei diesem Zweig sind alle Seitentriebe, bis auf die Spitze, entfernt. Ein zusätzlicher Leitbruch zeigt dem Jäger an, auf welchem Weg er nach Beendigung der Jagd seinen Stand verlassen soll.


Warnbruch: Dies ist ein Zweig, welcher von der Rinde und allen Seitentrieben befreit zu einem Kreis gebunden wurde. Er kennzeichnet Stellen und Bereiche, in denen eine Gefahr droht (zum Beispiel ein unsicherer Hochsitz oder gefährliches Gelände, z.B. Felsen).

Wartebruch: Zwei kreuzförmig übereinander gelegte Zweige kennzeichnen einen Warte- oder Sammelplatz.

Aneignungs- oder Inbesitznahmebruch: Ein Aneignungsbruch ist ein auf den Wildkörper gelegter, unbearbeiteter Zweig. Bei männlichem Wild zeigt das gebrochene Ende zum Haupt, bei weiblichem die gewachsene. Der Aneignungsbruch verdeckt in der Regel die Schussverletzung.

Schützenbruch: Ein unbearbeiteter Zweig wird mit dem Schweiß (Blut) des erlegten Tieres benetzt und vom Jagdherrn an den rechtmäßigen Erleger auf der Klinge des Hirschfängers/Waidblattes oder auf dem Hut überreicht. Dieser befestigt ihn mit der Oberseite der Blätter, beziehungsweise Nadeln nach außen an der rechten Seite seines Jägerhutes. Er zeigt anderen Jägern an, dass Beute gemacht wurde. Bruchwürdiges Wild ist alles Schalenwild, Fuchs, Murmeltier und Raufußhühner. Ist der Jäger alleine, bricht er sich selber den Schützenbruch. Wird Wild wegen eines nicht tödlichen Schusses durch einen Hundeführer nachgesucht und durch einen Fangschuss erlegt, überreicht dieser den Schützenbruch. Der erste Schütze teilt den Bruch und steckt dem Hund, der das Wild stellte, einen Teil an die Halsung (Halsband).

Letzter Bissen: Ein kleiner, unbearbeiteter Zweig wird dem erlegten Wild quer in den Äser (Maul) gelegt. Er symbolisiert die letzte Mahlzeit vor dem Tode und ist eine Form der Respektbezeugung gegenüber dem gestreckten Wild.

Bett: Am Sammelplatz der Jäger wird die gemeinsam gemachte Beute (Strecke) auf ein Bett von Brüchen gelegt.

Festtagsbruch: Wie der Schützenbruch, jedoch nicht mit Schweiß (Blut) benetzt. Wird bei festlichen Zusammenkünften von Jägern am Hut getragen.

Trauerbruch: Dieser Bruch ähnelt dem Schützenbruch, wird jedoch links am Hut mit der Nadel- beziehungsweise Blätterseite nach innen getragen. Bei der Beerdigung eines Jagdkameraden tritt der Jäger an das Grab, nimmt den Hut ab und wirft den Trauerbruch in das offene Grab.

Schüsseltreiben und Jägerschlag

Im Anschluss an eine Gesellschaft-, Treibjagd wird zum gemeinsamen Essen von Schützen, Hundeführern und Treibern eingeladen. Das Schüsseltreiben ist fester Bestandteil einer Gesellschaftsjagd und wird von den eingeladenen Jägern als Pflichtveranstaltung angesehen. Nach einem gemeinsamen Essen hält der Jagdleiter eine kurze Ansprache, bei der er den Tag Revue passieren lässt, eine kleine Anekdote vom Tag erzählt und sich bei allen Helfern und Jägern bedankt. Die Jäger mit dem größten Erfolg der Jagd werden zum Jagd- und Vizekönig ernannt und sind von nun an verantwortlich für die weitere Abendgestaltung. Es ist oft üblich, dass zuerst Jagdleiter, anschließend die Könige und die Schützen von erlegtem Wild, aber auch nicht erfolgreiche Jäger (in dieser Reihenfolge) Getränke/ Runden ausgeben und sich so für die Einladung bedanken und zumeist einige Worte über ihre Tageserlebnisse erzählen. Die Waidgenossen bedanken sich für die gegebene Runde indem sie ein Lied anstimmen.

Jagdkönig: Wir bedanken uns bei .... mit einem dreifach, kräftigen Horrido

Gesellschaft: Johoo

Jagdkönig: Horrido

Gesellschaft: Johoo

Jagdkönig: Horrido

Gesellschaft: Johoo

Alle: Ein Horrido, ein Horrido, ein Waidmannsheil, ein Waidmannsheil Ein Horrido, ein Horrido, ein Waidmannsheil Horrido, Horrido, Waidmannsheil


Während des Schüsseltreibens kann auch ein Jagdgericht einberufen werden, dabei werden alle, die gegen das Brauchtum verstoßen haben, bestraft. Dazu gehören Jäger, welche beim überreichen des Schützenbruches keinen geeigneten Hut tragen, Jagdhorn oder Patronen vergessen haben oder eine Runde nicht mit links antrinken. Als Strafe dient oftmals eine Runde selbst zu geben. Wenn ein Jungjäger während der Treibjagd sein erstes Stück Wild gestreckt hat, wird er oftmals am Abend in die Gesellschaft aufgenommen. Dieses Aufnahmeritual kann sehr unterschiedliche Aufgaben umfassen. Früher war es üblich, dass der Neuling einen Hasen wie ein Hund auf allen Vieren durch den Raum apportiert, Schnaps aus Gewehrläufen trinkt, u.v.m.. Heute werden dem Neuling zumeist Fangfragen gestellt, auf dessen falscher oder auch richtiger Beantwortung ein Schnaps getrunken wird. Am Ende dieser Jungjägeraufnahme folgt der so genannte Jägerschlag. Dazu wird dem Neuling ein Hirschfänger (Messer) auf Schulter und Kopf gehalten, während folgender Spruch gesagt wird: Der erste Schlag soll dich zum Jäger weihen, der zweite Schlag dir Waidgerechtigkeit verleihen, der dritte Schlag sei dein Gebot, was du nicht kennst, das schieß nicht tod! Dem Jungjäger wird ein Schützenbruch mit folgendem Spruch überreicht: So nimm Gesell den grünen Bruch und beherzige den Jägerspruch. Es ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild. Waidmännisch jagd, wie sichs gehört, dem Schöpfer im Geschöpfe ehrt. Die Aufnahme wird musikalisch abgerundet durch die Jagdhornbläser mit dem Signal „Jägerschlag“. Der Ablauf eines Jungjägerschlags kann von Jagdgesellschaft zu Jagdgesellschaft stark variieren. Die Sprüche weichen allerdings nur geringfügig ab und sind sich überall sehr ähnlich.


Verhalten gegenüber Wild

Wild wird von Jägern nicht als Beute oder Sache sondern als Lebewesen gesehen. Diese sind sich darüber bewusst, dass sie über dessen Leben entscheiden oder bereits entschieden haben und nach dem Schuss ein wertvolles Lebensmittel zu versorgen haben. Beim Verwerten von erlegtem Wild gilt es alle Regeln des Brauchtums sowie die Fleischhygienevorschriften strikt zu beachten. Als letzte Ehre gegenüber dem Wild wird besonders am Ende von Gesellschaftsjagden eine „Strecke gelegt“, d.h. alle erlegten Wildarten werden in einer bestimmten Reihenfolge mit der rechten Körperseite auf das so genannte Bett aus Zweigen gelegt, erhalten den „letzten Bissen“ (siehe Bruchzeichen) und werden mit den entsprechenden Todsignalen(siehe Jagdhornbläser) verblasen. Jeweils vor dem Verblasen einer Wildart erhalten die Schützen einen Schützenbruch(siehe Bruchzeichen). Im Anschluss an das Strecke legen erfolgt das Jagdhornsignal Jagd vorbei - Halali, bei dem die Jäger ihre Hüte abnehmen und Stille bewahren.